Knopf absolvierte gemeinsam mit den Auszubildenden ein Servier-Training bei einem 5-Sterne-Profi. Essen gekonnt zu servieren, ist nur eine der vielen Aufgaben, die Servicehelfer lernen und in Pflegeheimen, Krankenhäusern oder Privathaushalten übernehmen.
Die zweijährige Servicehelfer-Ausbildung bietet Jugendlichen mit eher schwachem Hauptschulabschluss, aber auch Erwachsenen einen (Wieder-)Einstieg ins Berufsleben. Im Sozial- und Gesundheitswesen werden sie zu qualifizierten und geschätzten Mitarbeitenden. Denn der Bedarf an Service, Dienstleistung und Assistenz ist überall hoch und erfordert geschulte Sozialkompetenz. „Wir zeigen der Politik mit dieser Ausbildung ein Erfolgskonzept, das unter dem Namen Stuttgarter Modell bundesweit Anerkennung erfährt“, erklärt Ute Schienmann, Gesamtleitung des Bildungszentrums. Sie ist auch Vorstandsmitglied des Vereins Caro Ass, der den Einsatz von Service- und Assistenzkräften im Gesundheitswesen seit Jahren bewirbt und vorantreibt.
Auch Gesundheitspolitiker Norbert Knopf beschäftigt das Thema Fachkräftesicherung im Land stark: „Angebote wie die Servicehelfer-Ausbildung im Wohlfahrtswerk für Baden-Württemberg müssen wir verstärkt ausbauen“, ist sich Knopf nach dem Besuch sicher. Gerade was die Herausforderungen einer gelingenden Arbeitsmarktintegration betrifft, könnten als Zielgruppe hier neben Jugendlichen ohne Schulabschluss auch Flüchtlinge angesprochen werden: „Hier kann neben einer soliden beruflichen Bildung auch der für die Arbeitswelt wichtige Spracherwerb gefördert werden“, so Knopf weiter.
Die Ausbildung ist durch ihren hohen Praxisanteil besonders attraktiv. Wer gerne im Team und direkt mit Menschen arbeitet, dem bieten sich viele Möglichkeiten und sehr gute Übernahmechancen. Seit 2007 haben über 200 Personen die staatlich anerkannte Ausbildung abgeschlossen. Rund 70 Prozent gelang der Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt. Über 50 Einrichtungen im süddeutschen Raum haben sich bisher an der Servicehelfer-Ausbildung beteiligt.
Vielseitige Tätigkeiten
Servicehelfer und Servicehelferinnen entlasten Fachkräfte und verbessern die Lebensqualität von Patienten und Bewohnern deutlich. Sie übernehmen Tätigkeiten wie Hol- und Bringdienste, Hilfe beim Essen und Trinken, bei der Geschirr- oder Wäscheversorgung, der Kehrwoche oder beim Arztbesuch. Sie begleiten Menschen bei Spaziergängen, leisten Hilfe beim Ankleiden oder unterstützen bei Hausmeistertätigkeiten.
Die Ausbildung ist sehr breit aufgestellt und der Mehrwert könnte nicht zuletzt darin liegen, dass die aktuell sehr pflegezentrierte Ausbildungslandschaft hier nicht nur im Vordergrund steht. „Es geht eben auch um Aufgaben wie Bettenmachen, Esstische decken und Unterstützung beim Einkaufen“, so Knopf, der hier auch perspektivisch denkt. „Wir wollen ja die Pflege- und Gesundheitsberufe sukzessive akademisieren und dann brauchen wir auch Fachkräfte, die in eben diesen Tätigkeiten nachrücken können. Die Servicehelfer sind hierfür bestens aufgestellt“, gibt sich Knopf überzeugt.
Der Großteil der Ausbildung findet in einer Einrichtung der Altenhilfe, der Behindertenhilfe oder im Krankenhaus statt. Der theoretische Unterricht in der Privaten Berufsfachschule für Sozialpflege mit Schwerpunkt Alltagsbetreuung vermittelt die Themen Begleitung und Betreuung sowie Grundwissen im Umgang mit alten, behinderten und kranken Menschen inklusive der Auseinandersetzung mit Demenz. Auch Hauswirtschaft, Service und Assistenz sind Schwerpunkte, genauso wie Gesprächsführung und gute Umgangsformen.
Kosten für assistierte Ausbildung sind Herausforderung
„Der Erfolg der Servicehelfer-Ausbildung basiert auf der sozialpädagogischen Begleitung, die den gesamten Ausbildungsprozess flankiert. Für die sozialen Berufe besteht dafür ein Finanzierungsproblem. In anderen Bereichen wie dem Handwerk ist die Übernahme von Assistenzkosten gesetzlich geregelt. Wir fordern hier eine Gleichstellung“, erklärt Ingrid Hastedt, Vorstandsvorsitzende des Wohlfahrtswerks für Baden-Württemberg. „Wir werben dafür, das Stuttgarter Modell zu einem bundesweiten Ausbildungsangebot zu machen. Assistenzberufe werden zunehmend wichtiger werden.“
Das Wohlfahrtswerk für Baden-Württemberg
Das Wohlfahrtswerk für Baden-Württemberg ist eine Stiftung des bürgerlichen Rechts und wurde 1817 von Königin Katharina von Württemberg gegründet. An 19 Standorten in Baden-Württemberg betreibt die Stiftung Pflegeheime und Seniorenwohnanlagen. Dazu kommen ambulante Dienste, mobile Essensdienste sowie ein eigenes Bildungszentrum. Mit rund 1.250 Teilnehmerinnen und Teilnehmern pro Jahrgang ist das Wohlfahrtswerk einer der größten Träger des Freiwilligen Sozialen Jahrs (FSJ) und des Bundesfreiwilligendienstes (BFD) in Baden-Württemberg.
www.wohlfahrtswerk.de/bildungszentrum
Caro Ass e.V.
2013 hat der Verein Caro Ass das von der Robert Bosch Stiftung entwickelte „Modell der Servicehelfer im Sozial- und Gesundheitswesen“ übernommen. Er kümmert sich um die fachliche Weiterentwicklung und bundesweite Verbreitung der Ausbildung wie auch die Erweiterung im Gesundheits- (stationär, ambulant und häuslich) und Bildungsbereich. Der Verein wirbt zudem für einen neuen Ausbildungsberuf „Service und Assistenz“ in der Öffentlichkeit und im Dialog mit der Politik in Bund und Land.